Jetzt, wo ich gerade die Überschrift für den Beitrag zu meinem Blog lese, überlege ich , ob das Wort „Fan“ mein Verhältnis zur modernen Technik wirklich entspricht. Bin ich jetzt ein Fan? Trifft dieses Wort wirklich zu? Erfreue ich mich an der modernen Technik, an den modernen Medien?
Nein, diese Frage kann ich nicht glaubwürdig mit „Ja“ beantworten, aber ich muss sagen, dass ich sie im Laufe der Jahre immer mehr zu schätzen gelernt habe und jetzt in der Corona-Krise verdanken ich sogar dieser modernen Technik und auch der Bereitschaft meiner Kunden, sie zu nutzen meine berufliche Existenz. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei allen hierfür bedanken. Auch für einige von Ihnen war das neu und viele mussten sich Skype erstmal downloaden, aber es hat geklappt. Danke , muchas gracias, thanks a lot, hartelijk bedankt !!!
Viele meiner Altersgenossen, die in Hamburg aufgewachsen sind, kennen noch die Zeit ,als es in vielen Haushalten noch keinen Kühlschrank gab und man die verderbliche Ware in einer besonderen Kamer aufbewahrte, als die Kohlen für die Heizung aus dem Keller hochgeschleppt werden musste, wie es keine Zentralheizung gab, als es keine Klimaanlagen in den Wohnungen gab, geschweige denn in den Autos .In meiner Kindheit in Liberia (1953-1969)gab es alle diese Dinge schon. Wir hatten elektrische Waschmaschinen, riesige amerikanische Kühlschränke, Tiefkühlanlagen, ständig heißes Wasser, sodass wir jederzeit duschen konnten ,Klimaanlagen in den Wohnungen und sogar in den Firmenwagen, etc. Damit bin ich aufgewachsen und habe das nicht als Errungenschaft angesehen. Auch das Fliegen ,was damals noch nicht so verbreitet war wie heute, war für uns nicht so spektakulär.
Die erste große technische Erneuerung in meinem Leben war das Fernsehen. Meine Eltern haben sich sehr zum Leidwesen meines Bruders und mir keinen Fernseher angeschafft, weil sie das liberianische Fernsehen nicht besonders sehenswert fanden. Wenn wir etwas im Fernsehen wollten, sind wir zu unseren Nachbarn oder Freunden gegangen. Wenn wir bei meinen Großeltern in Holland waren, haben wir sehr gerne TV geguckt, besonders die amerikanischen Serien, die, wie auch heute noch ,nicht synchronisiert wurden. Als wir nach Hamburg übersiedelten, kauften meine Eltern, sehr zur Freude von uns Kindern, einen Fernsehapparat.
Die Kamera, die meine Eltern mir kauften, als ich ins Internat nach Las Palmas, Gran Canaria zog, war eine automatische Kamera- kein Einstellen irgendwelcher Abstände, Lichtverhältnisse ,etc. war erforderlich. Ich nannte sie liebevoll „meine Klickkamera“ .Ich wollte und musste nur auf den Auslöser drücken, unter bestimmten Umständen ein Blitzwürfel ober draufsetzen, den geknipsten Film zur Entwicklung bringen und prompt hatte ich wunderbare Bilder ,die mir von der Qualität absolut reichten .Die Fotos sollten besondere Momente und Personen festhalten und sie sollten meine Familie und Freunde, die in Liberia und Holland waren, an meinem Leben teilnehmen lassen. Ich hatte nicht das Ziel, künstlerisch tätig zu sein wie mein Bruder ,der schon in der Oberstufe eine Foto AG besuchte und auch noch heute mit großer Begeisterung fotografiert.
Beim Fotokopieren von Material für das Studium ärgerte ich mich jedes Mal, wenn beim Copyshop die Kopierer ausgetauscht worden waren. Immer wieder musste man sich anfänglich bei der Bedienung helfen lassen .Als ich mich selbständig machte und mir nach einiger Zeit einen eignen Kopierer anschaffte ,war das eine große Hilfe. Ich konnte im Unterricht spontaner auf Fragen meiner Schüler reagieren. Später kamen für den Haushalt Geräte wie z.B. ein Wäschetrockner, ein Geschirrspüler ,etc. dazu.
Für meinen Job war ein Anrufbeantworter, den ich mir nach langen Zureden meiner Freunde und Kunden, endlich anschaffte, eine wirklich großartige und sehr nützliche Erfindung. Ich musste nicht mehr Stunden lang versuchen , Leute zu erreichen. Ich konnte eine Nachricht hinterlegen und gut war es .Auch meine Kunden konnten mir Nachrichten zukommen lassen und ich konnte anrufen, wann es mir passte. Was für eine Errungenschaft! Es machte das Leben so viel einfacher .Ich glaube, das war auch das letzte Gerät ,was ich auf Anhieb liebgewonnen habe. Mein erstes Nokia-Handy hatte ich nach einer Welie auch sehr lieb, aber es war keine Liebe auf den ersten Blick ,auch nicht auf den zweiten .Ich musste oft Familienmitglieder, Freunde und Kunden bitten, mir zu helfen. Zum Glück hatte ich viele sehr liebe und geduldige Kunden, aber ich mag dieses Gefühl ,sich nicht selber helfen zu können und abhängig von anderen zu sein, überhaupt nicht. Dieses unangenehme Gefühl ,nicht eigenständig ein Problem lösen zu können, prägt seitdem mein Verhältnis zu allen Geräten, die danach kamen und meiner Meinung nach immer schwieriger in der Bedienung wurden .Ich benutze diese Geräte, schreibe E-Mais, liebe WhatsApp ,bin bei Facebook, finde es toll, schnell etwas zu googlen zu können oder ein Wort bei einem Übersetzungsprogramm nachschlagen zu können, aber ich habe immer noch sehr viel Respekt vor den Geräten und ,wenn etwas nicht klappt, weiß ich mir in den meisten Fällen nicht zu helfen.
Dieses Gefühl der Hilflosigkeit angesichts der zunehmenden Technisierung lässt mich auch Angst vor der Zukunft haben .Wir werden in zunehmenden Maße im Alltag von Geräten abhängig ,z.B. bei der Bank, bei Reisen, etc. Was passiert mit den älteren Menschen, die den Anschluss an diese Entwicklung verloren haben. Wer hilft ihnen? Ich versuche aus 2 Gründen einigermaßen mitzuhalten: zum einen wegen meiner Arbeit, die ohne Google, Mails, etc. undenkbar ist und zum anderen ,weil ich im Alter nicht so völlig hilflos und abhängig da stehen möchte.
Wie meinem bisherigen Text wohl unzweifelhaft zu entnehmen ist, stehe ich mit er modernen Medientechnik auf dem Kriegsfuß, aber jetzt in der Corona-Krise habe ich diese Technik sehr zu schätzten gelernt und bin froh, dass ich mich der Technik nicht ganz verweigert habe. Am 17.3.2020 habe ich mich schweren Herzens entschieden, meine Unterricht in meinem Büro im Grindelhof 33 wegen der Corona-Pandemie nicht fortzusetzen. Ich wollte mich selber und andere vor dem Virus schützen. Es war eine schwere Entscheidung ,denn ich wusste nicht, wie lange ich keine Einnahmen haben würde. Als ich meinen Kunden von meiner Entscheidung berichtete ,kam von einigen gleich der Vorschlag, den Unterricht per Telefon, Skype, Zoom, etc. fortzusetzen. Was für eine rettende Idee. Noch vor kurzem hatte ich Aufträge, via Skype zu unterrichten, aus Mangel an Erfahrung abgesagt und jetzt freute ich mich sehr über diese Möglichkeit.
Jetzt skype ich seit 3 Wochen und es ist immer noch nicht zur Gewohnheit geworden, aber ich bin sehr dankbar dafür, diese Möglichkeit zu haben.
Ich hoffe sehr und würde mich sehr freuen, meinen Unterricht im Grindelhof 33 nach der Corona-Pandemie wieder unter normalen Umständen aufnehmen zu können.